Viel Sonne, viel Pasta und endlos viele Trails – so lässt sich die Bikewoche in der Toskana bei der Familie Beer in aller Kürze zusammenfassen.
Klick. Klick. Housi Beer tritt in die Pedale und stürzt sich den Brutalo-Trail hinunter. Nach Sekundenbruchteilen sind nur noch die Staubwolken, welche die Pneus des Mountainbike-Altmeisters aufwirbeln, zu sehen. Noch kurz ist an der Geräuschkulisse zu erahnen, dass er einige fahrtechnische Manöver ausführt. Schon ist er weg. Damit ist der Weg beziehungsweise der Brutalo-Trail frei für den Rest der Ferrari-Gruppe. Klick. Klick. Einer nach dem anderen bringt sein vollgefedertes Fahrgerät ins Rollen und nimmt die ultraflowigen Steilwandkurven in Angriff. Es lässt sich richtig schön Speed aufbauen. Manchmal sogar etwas zu viel Speed, so dass der eine waghalsige Ferrari-Pilot seinen Lenker nicht mehr am Baumstamm vorbeibringt. Sturz. Kein Problem, das Bike kommt zurück in die Spur und weiter gehts. Am Ende des Brutalo-Trails wartet eine Truppe, bei deren Fahrern das Grinsen im Gesicht nicht breiter sein könnte. „Und?“, will Housi wissen, wies den Toskana-Besuchern gefallen hat. Keine Frage, es war der Hammer, sind sich die Biker einig.
Wer denkt, der Brutalo sei das Tageshighlight der morgendlichen Biketour mit Toskana-Kenner Housi, sieht sich getäuscht. Der Brutalo ist an diesem Tag nur ein kurzer Singletrail-Abschnitt einer Tour, die an der Menge der technischen Passagen kaum mehr zu toppen ist. „Jetzt gehts nochmals zehn Minuten bissig bergauf“, kündigt Housi an. Er übertreibt nicht. Es ist der letzte Tag, die Beine sind müde, die Muskeln brennen. Nach exakt zehn Minuten stehen wir aber wieder am Start einer begeisternden Abfahrt, deren Absätze und Steine volle Konzentration verlangen. In Windeseile sind die giftigen Uphill-Passagen vergessen.
Housi Beer, seine Frau Erika Beer, seine Tochter Daniela Beer und die Guides Sarah und Fäbu führten die Biker in der Woche vor Ostern durch das Toskana-Bikeparadies und liessen dabei keine Wünsche offen. Sie bewiesen ihr Geschick aber nicht nur in den Trails, sondern auch im Reparatur-Handwerk. Am ersten Tag der Bikewoche muss Fäbu nach gerade mal 24 Minuten und 46 Sekunden einen Kettenriss beheben. Keine zehn Minuten vergehen und seine Truppe ist wieder fahrbereit. Und verzeichnet Frau einen platten Reifen, muss sie sich die Finger nicht einmal schmutzig machen – das ist Service. Wer übrigens in Sachen Trails von der täglichen Tour noch nicht gesättigt ist, kann direkt beim Cicalino-Anwesen 300 Höhenmeter hochstrampeln und steht sogleich am Anfang einer Freeride-Strecke. Jeder einzelne Höhenmillimeter wird bergab entlohnt – Ehrenwort.
Die kräfteraubenden Touren machen Hunger. Nicht selten fängt auf den letzten Kilometern der Magen an, zu knurren. Mittags und abends sorgt die Cicalino-Crew für Kohlenhydrat-Nachschub. Täglich gibts Pasta. Meist zweimal. Und trotzdem kommen den Bikern die Nudeln, Penne und Spaghetti nicht aus den Ohren raus. Die Saucen und deren Vielfalt sind eine Wucht. Auch was Koch Salvo, ein Bär von einem Mann, in seiner Küche zusammenbrutzelt, verdient das Prädikat „ausgezeichnet“. Gemüse-Soufflé, Artischocken-Lasagne, Bruschetta mit Spargel und Käse überbacken, hausgemachte Mascarpone-Tore mit Schokoladensauce – um nur einige der italienischen Speise-Asse zu nennen, die Salvo aus dem Ärmel beziehungsweise in der Küche zaubert. Der Schreibenden läuft gleich wieder das Wasser im Mund zusammen ...
Salvos Köstlichkeiten waren übrigens nicht nur wegen der happigen Biketouren hoch verdient. Kaum waren die Bikes mehr oder weniger gesäubert, lieferten sich einige der MTBeer-Gäste an Spannung kaum zu überbietende Ping-Pong-Duelle. Der Einsatz war im Tischtennis-Tenue nicht geringer als im Biketrikot. Stefan musste gar eine zweite Dusch-Runde einlegen, weil er jedem Ball blitzschnell nachjagte. Wer eher die Beine hochlegen wollte, zog dem Tischtennis-Raum den Wellness-Bereich vor und liess es sich im Whirlpool gut gehen. Auch kein schlechter Entscheid, die Muskeln sagten „Danke“. Auf dem Programm standen auch eine Weindegustation, ein Velo-Putz-Kurs, eine Tagestour auf Elba und, und, und. Die Woche war im Nu um. Die Schreibende, eine bekennende Leseratte, schaffte nicht einmal hundert Seiten ihres Romans, auf den sie sich eigentlich wahnsinnig freute. Ein wirklich gutes Zeichen.
Adriana - zwischen Steilwand, Ping-Pong-Tisch & Whirlpool!