Gästeberichte und Bilder 2014

Velorennfahrer besucht Biker

Saisonausklang in der Toscana, oder wie sich ein Velorennfahrer zu den Bikern verirrt.

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Samstag 18.10.2014 Anreise

Rennvelofahrer besucht BikerMit gemischten Gefühlen hole ich am Samstagmorgen meine Schützenkollegen/in in Hinwil ab, um gemeinsam in das Abenteuer Bike Ferien in der Toscana zu starten. Welcher Teufel hat mich geritten, dass ich spontan zugesagt habe mit ihnen in die Toscana zu fahren? Sie schwärmten von super Trails gutem Essen und von einer super Organisation. Vermutlich hat mich das kulinarische bewogen, das Abenteuer zusammen mit ihnen einzugehen. Doch je näher der Tag der Abreise kam, umso mehr wurde mir bewusst, dass es ja ums Biken geht und es sicher nach diversen Aufstiegen, die ich eigentlich mag, auch irgendwann wieder runter geht. Zweites bereitete mir immer mehr Kopfzerbrechen, denn von Biktechnik habe oder hatte ich bis zu diesem Tag keine Ahnung. Ich hatte auf der langen Autofahrt ja genügend Zeit, mir einen Schlachtplan zurechtzulegen, wie ich die Woche überstehen könnte. Die Reise verlief angenehm und Verkehrstechnisch ohne Probleme. Mit einchecken Bike auswählen und einstellen kam schon der gemütliche Teil mit einem Apéro und einem feinen Nachtessen. Aus Geheimhaltungsgründen darf ich nicht mitteilen mit welchen Köstlichkeiten wir die ganze Woche verwöhnt wurden. Das erste Abtasten begann. Wer könnte wie stark auf dem Bike sein und wer könnte wie ich als blutiger Anfänger in meiner Reichweite liegen? Auf jeden Fall stellte ich mit Erleichterung fest, dass mir niemand aufgefallen ist, dem ich in den nächsten Tagen aus dem Weg gehen sollte oder auch wollte.

Sonntag 19.10.2014 Massa Marittima- Arsenti 40km 888 Höhenmeter

Tag der Entscheidung. Mit welcher Gruppe soll ich mitfahren? Mit den Cappuccinos, den Cinquecentis, den Maseratis oder gar bei den Ferraris? Mein Kollege nötigte mich mit ihm bei den Ferraris anzustehen. Bei der Bekanntgabe des Programms wurde mitgeteilt, dass es sich am ersten Tag um eine Angewöhnungstour handeln würde. Als Guide nahm uns der Chef persönlich unter seine Obhut um gleich den Tarif durchzugeben. Mit voller Zuversicht startete ich und stellte fest, dass ich bei den Anstiegen problemlos mithalten konnte. Das änderte sich aber schnell als die ersten Abfahrten auf den Trails begannen. Verkrampft und zitternd bewältigte ich die ersten Strecken. Zum Glück fuhr noch ein zweiter Guide mit der soeben aus dem Himalaya zurückgekommen war. Dieser erkannte sofort in welcher Verfassung ich mich in den Abfahrten befand. Er gab mir gute Tipps und Sicherheit und ich wurde mutiger. Die Gruppendynamik sowie das Topmaterial beflügelten mich. Am Schluss der Tour konnte ich fast nicht glauben welche Hindernisse ich alle gemeistert hatte. Nach dem feinen Nachtessen konnte ich aber nur schlecht schlafen. Es war nicht das Nachtessen sondern mehr das Adrenalin, das immer noch in meinen Adern floss. Das soll eine Angewöhnungstour gewesen sein? Was erwartet uns denn Morgen? Mit welcher Gruppe soll ich da mitfahren? Irgendwann fand ich dann doch noch ein wenig Schlaf.

Montag 20.10.2014 Perolla – Brutalo 44km 655 Höhenmeter

Morgenessen und Vorbereitungen treffen für die zweite Tour. Das einfachste war die Auswahl des Tenues. Bei sommerlichen Temperaturen muss man sich keine Gedanken machen. Ab heute ist auch mein Mitbewohner dabei, den ich bis jetzt nur einmal bei einem Vortrag getroffen habe. Er wurde während der ganze Woche mein Begleiter der sich fürsorglich um mich kümmerte und mir Sicherheit gab. Bei der Einteilung, wurde ich wieder den Ferraris zugewiesen mit dem Kommentar, aus dir machen wir noch einen richtigen Biker! Da der Himalayaguide uns führte und mich ermutigte, dass der heutige Tag nicht schwieriger wäre als der Gestrige, entschloss ich mich der Gruppe anzuschliessen. Die Ferrari Gruppe bestand aus Bike Händlern, einem Bike Profi und meiner Wenigkeit, einem Anfänger. Eine wunderschöne Bike Tour mit dem Brutalotrail als Höhepunkt. So etwas Geniales hatte ich bis anhin noch nie gefahren. Einfach nur Spass und Feeling pur. Heute konnte ich zum ersten Mal auch von der Landschaft etwas sehen und geniessen. Da unser Guide in voller Fahrt ungewollt einen Kuh Zaun aus dem Wege räumte, mussten wir uns nicht auch noch um solche Dinge sorgen machen und kamen ungeplant zu einer kleinen Pause. Nach den ersten zwei Tagen habe ich mich entschlossen ein neues Bike auszuprobieren. Vorne einfach und hinten 11-fach. So musste ich mich in Zukunft nur noch auf einen Schalthebel konzentrieren und hatte ein bisschen mehr Zeit um mir einen Weg durch die Trails zu suchen. Vor dem Nachtessen unternahm ich einen kurzen Ausflug ins Dorf um eine Gelateria zu besuchen. Wir waren nicht die einzigen von der Gruppe. Einige haben sich ein E-Bike ergattert um ins Dorf zu gelangen.  

Dienstag 21.10.2014 Tagestour ans Meer 85 km 1009 Höhenmeter

Die Frage in welcher Gruppe ich fahren sollte, stellte sich plötzlich nicht mehr. Heute wurde unserer Gruppe die Ehre zuteil, mit dem Best Mexican Guide die Tagestour zu bestreiten. Dazu kamen auch noch zwei Bike Freaks aus Schaffhausen. Ich würde mich wiederholen, wenn ich immer nur von den schönen Trails schreiben würde. Viel mehr beeindruckte mich unser Guide, der bei Verzweigungen plötzlich den Kopf in alle Richtungen drehte und fast immer den richtigen Weg fand, oder einen zusätzlichen Trail den er uns umsonst zeigte. Einzig bei ungeplanten Defekten vor Restaurants kam bei ihm Hektik auf. Beim Mittagessen entpuppte sich sein Sandwich als eingepackter Stein. Die Innerschweizer sollte man nie aus den Augen lassen wenn man sich ein Bad im Meer gönnt. Das einzige Rätsel an diesem Tag war, was sich unser Guide in der Apotheke besorgen musste. Was wollte er uns nicht sagen. So viel hat er uns am Abend spät verraten; es wäre für seinen Chef. Das gab natürlich viel Raum für Spekulationen. Etwas hätte ich fast vergessen. Mein erster Sturz in einen Steingarten. Dies hatte zur Folge, dass ich meinen Finger der rechten Hand an einem Stein, der durch jemanden so ungeschickt deponiert wurde, so anstiess, dass dieser in eine andere Richtung zeigte. Zum Glück haben wir ja auch Frauen in unserer Gruppe die sich hervorragend als Krankenschwestern eignen würden. Eine davon versorgte mich mit Arnikakügelchen und mit einem Spray. Was es genau genützt hat weiss ich nicht aber die Farben sind am Abklingen.  

Mittwoch 22.10.2014 Fahrtechnik – Freeride

Da ich endlich meine Technik verbessern wollte, entschied ich mich den Fahrtechnikkurs zu besuchen. Sehr viele Tipps, Tricks und tolle Übungen liessen die Zeit wie im Fluge vergehen. Das deprimierende für mich an diesem Vormittag war, mit welcher Lockerheit Housi uns die Übungen vorzeigte und wie schwer ich mich tat die Übungen umzusetzen. Diesmal waren die Teilnehmer aus verschiedenen Gruppen bunt zusammen gewürfelt und man bekam die Gelegenheit, sich mit Anderen auszutauschen. Am Nachmittag besuchten wir zum zweiten Mal das Dorf Massa Marittima. Natürlich mit dem Rad wo wir uns eine Pizza gönnten. Ein wunderschönes Dorf mit einer schönen Piazza.

Donnerstag 23.10.2014 Montioni 49 km 933 Höhenmeter

Bei dieser Tour wurde den Ferraris eine Frau als Guide zugeteilt. Heute kam ich bei den Abfahrten teilweise an meine Grenzen. Ab und zu kamen mir die Tipps die wir im Fahrtechnikkurs erhalten hatten zu Gute. Meistens ging es aber zu schnell um das richtige anwenden zu können. Der Tag war geprägt von vielen Defekten und dem durchqueren der Wasserlöcher eines Guides, der eigentlich die Umfahrung des Wasserloches am Vorabend mitgeteilt bekam, aber tapfer durch das Schlammloch fuhr. Unsere Guidefrau hat einen grösseren Defekt und wir mussten uns plötzlich ohne Guide zur Kaffeepause durchschlagen. Aber mit einem Innerschweizer - temporär - Guide ist das kein Problem. Die kennen sich sogar in der Toscana aus. Nach der Kaffeepause hat es dann auch mich erwischt. Schlangenbiss am Hinterrad mit dem Resultat, ein weiterer Plattfuss in unserer Gruppe. Reine Fahrfehler führen zu solchen Schlangenbissen meinte Housi. Wenn man zwei Rad Händler in der Gruppe hat, haben sich solche Defekte im Handumdrehen erledigt. Bei der schwierigsten Abfahrt durfte ich mich an das Hinterrad unserer Guidefrau haften und plötzlich fand ich die Abfahrt nicht mehr so schwierig. Am heutigen Tag waren mir die Bäume etwas gar eng gewachsen und die steinigen Abfahrten haben mir das Leben auch schwer gemacht. Als Belohnung besuchten wir das Weingut Seraiola, wo ausser dem Wein, weitere Köstlichkeiten auf uns warteten. Bei der Hin- und Rückfahrt, bekamen wir einen wunderschönen Ausblick über die toscanische Landschaft. Am Abend erzählten uns zwei Profis von ihrem Leben als Spitzensportler. Mit Linda Intergand stand uns eine sehr erfolgreiche Fachfrau Red und Antwort. Alle Erfolge von Linda aufzuzählen würde den Rahmen sprengen. Der zweite im Bunde war Stefan Peter der sich auf Eliminatorrennen und European Enduro Series spezialisiert hat. Besucht doch einfach die Homepage der zwei sympathischen Athleten.

Freitag 24.10.2014 Ausflug in die andere Welt. 45km 1008 Höhenmeter

Letzte Tour unter der Leitung des Best Mexican Guide. Eine wunderschöne Tour in eine einzigartige Landschaft, gespickt mit Dornentrails die für hohen Verschleiss und grossen Umsatz an Schläuchen sorgen sollte. Komischerweise hat niemand einen Platten eingefangen. Haben sie zu wenig Schläuche gebraucht während der Saison und wollten so noch die Saison retten? Unser Schaffhauser Kollege hatte einen schlechten Tag eingezogen. Liebevolle Bäume die ihn innig umarmten. Ein schmerzendes Handgelenk nach der Umarmung und einen Magen der ungewohnte Geräusche von sich gab. Gegessen haben wir alle das Gleiche, an dem konnte es nicht liegen. Aber auch getrunken? Bei der Wein Degustation war er nicht dabei also muss es etwas anderes gewesen sein. Das spezielle ist, das wenn man mit dem Best Mexican Guide unterwegs ist, die Cappuccino Gruppe innerhalb von 500 Metern zweimal überholt. Am Schluss dieser Tour haben wir den Brutalo nochmals gefahren. Damit ich die anderen auch einmal in der Abfahrt sehen konnte, bin ich vorgefahren und habe an einer spektakulären Stelle angehalten um den Cracks zuzusehen. Sehr beeindruckend mit welcher Leichtigkeit sie ihr Gerät beherrschen. Für mich hiess es Abschied nehmen vom Brutalotrail. Vermutlich zur richtigen Zeit, bevor man übermütig wird. Als Dessert wartete nur noch der Steingarten auf mich. Diesmal hat mir niemand mehr Steine in den Weg gelegt und ich konnte mich auch noch mit diesem Trail anfreunden. Abschliessend an die Tour musste ich mich auch noch von meinem lieb gewonnenen Bike trennen. Am Abend unterhielt uns der Best Mexican Guide einmal mehr mit seiner Gitarre und seiner wundervollen Stimme. Salvo, unser Starkoch, begleitete ihn gesanglich und auch seine tanzeinlagen sind legendär. Der Abend hatte so gut begonnen und leider endete er nicht gleich erfreulich. Ich wurde genötigt einen Wochenbericht zu schreiben, was gar nicht mein Ding ist.

Samstag 25.10.2014 Rückreise und Fazit

Diese Woche in der Toscana bleibt mir in bester Erinnerung. Wunderschöne Trails eine super Gruppe in unterschiedlichen Leistungsklassen aber in der man sich immer wohlgefühlt hat. Leider bin ich immer in der gleichen Gruppe gefahren und konnte so nicht alle gleich gut kennenlernen. Einen speziellen Dank möchte ich dem Team der Bikschule mtbeer aussprechen. Hervorragende Organisation im familiären Umfeld. Herzlichen Dank an Gabi und Thomas, dass ihr mich überredet- und in die Toscana mitgenommen habt. Meinen Ferraris die mir während dieser Woche Mut zugesprochen und Rücksicht auf einen Gümmeler genommen haben. Danke Fritz, dass du mir den Rücken immer frei gehalten hast und alles Gute für dein Projekt in Südafrika.

Eines muss ich noch loswerden. Mit Flaterhosen werdet ihr mich nie in der Toscana antreffen. Ich komme aber irgendwann wieder in anständiger Radsportbekleidung zurück. Nach dieser Woche fühle ich mich schon wie ein kleiner Mountainbiker. Ich hoffe, dass ihr wie ich eine schöne Heimreise hattet und wünsche euch weiterhin viel Spass bei der Ausübung unseres Hobby‘s.

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