Zwei Espressi in der Cappuccino Gruppe
„Sattel tiefer stellen, Gewicht nach hinten und nur mein Hinterrad fokussieren, es kommt eine Abfahrt“ ruft mir Erika zu. Und schon geht es los. Es ist Freitag, unsere letzte Tour. Die Beine sind schon etwas erschöpft von der Woche. Der Kopf ist voller Technik-Tipps, die ich während den Touren mit Erika und Daniela und im Technik-Kurs bei Housi gelernt habe.
Nun gilt es, diese anzuwenden: „Gewicht in den Kurven aufs Aussenpedal verlagern“...die ersten Kurven sind geschafft....Oje da sind „Chempä“ im Trail....wie lautet das erste Gebot? „Nicht aufs Hindernis schauen, sondern auf den Weg“...wo ist Erika's Hinterrad? Ich lasse es nicht mehr aus den Augen...geschafft. Der Trail wird kurviger, enger, gleicht einer Bobbahn...Bobbahn, - moment... „Erika, fahren wir den Brutalo-Trail?“ Erika lächelt und bejaht. „Wenn ich dir das oben gesagt hätte, hättest du gedacht, dass du den nie fahren kannst. Stimmt's? Und nun fährst du ihn“.
Erika hat natürlich recht. Und nun fahre ich ihn, an Erika's Hinterrad klebend, das mir ruhig und sicher den Weg zeigt.
Unten angekommen schlottern meine Knie, aber ich bin mächtig stolz. Josef, mein „Teamgspändli“ in der Cappuccino Gruppe, wartet bereits auf uns. Wir ergänzen uns perfekt: Wenn es bergab geht, fährt er espresso und wartet geduldig auf mich. Wenn es bergauf geht, bin ich espresso unterwegs. Aus diesem Grund und weil keiner von uns Milch mag, haben wir unsere Gruppe kurzerhand in Espresso umgetauft. Der richtige Mix von uns beiden würde locker im Rennstall der Ferraris mitfahren, unserer zweiten Gruppe. Aber dann hätten die verletzten schnellen Pferdchen kein Auffangbecken mehr.
Es hat sich herum gesprochen, dass wir in unserer Espresso Gruppe nebst all den Kilometern, Höhenmetern und technischen Höchstleistungen auch Zeit haben, die Landschaft zu geniessen oder zu rätseln, was uns Salvo an diesem Abend als Primi Piatti serviert. Bereits am Sonntag ist der an der Hand verletzte Thomas einen Tag mit uns mitgefahren.
Nachdem am Donnerstag bekannt geworden ist, dass wir den morgendlichen Aufstieg im Bus zurückgelegt haben*, hat sich dann auch Daniel am Freitag für die gemütlichere Espresso Tour entschieden. Sein lädierter Fussknöchel war sicher nur ein Vorwand.
Wie jeden Abend haben sich alle Ferraris, Cappuccinos und Espressis auch am Freitag zum letzten herrlichen Vier-Gang-Menü bei Salvo getroffen. Und wir haben zurück geschaut auf eine fantastische Woche, in einer wunderschönen Gegend mit unendlich vielen Trails und mit wunderbaren Leuten.
Danke! See you there next year!
*Um unser Espresso Image zu stärken, habe ich unseren Shuttle Service gegenüber den Ferraris grosszügig verschwiegen. Dummerweise haben sich Josef und ich zu wenig abgesprochen und unser geheimer Shuttle sorgte beim Abendessen für Gesprächsstoff.
Kommentar von Thomas aus der Ferrari Gruppe:
Unter der Leitung unseres persönlichen cavallino rampante namens Housi haben wir Ferraris in dieser Woche fiesen Steigungen und anspruchsvollen Trails den Meister gezeigt. Dabei haben wir die toscanische Tierwelt kennengelernt: imposante Wildschweinrudel, flüchtende Schlangen und Fasane, platte Marder, sich tot stellende Mäuse und unheimliche Totemügerlis.
Insbesondere beim Tagesausflug auf Elba konnten wir die wunderschöne Landschaft und Küstenregion bewundern. Wir mussten schlammige Ozeane durchqueren (Gruss an Oli ☺) und sind am Freitag dann auch noch in eine andere Welt abgetaucht. Nebenbei gab's von uns Bernern für unsere zürcher und innerschweizer Kollegen auch noch Nachhilfe in Sachen Sprache ("muesch de Chempä uswiche, süsch flügsch übers Guido").
Abgesehen von den Verletzungen (Nori, dessen Wirbel das Kräftemessen mit dem Beton knapp verloren haben, und Dani's Fussgelenk) eine absolut fantastische Woche, danke Housi und dem restlichen Mtbeer-Team!