Es hat sich gelohnt, Dänus Bike ist wieder sauber. Aber schön der Reihe nach. Wir sind ein knappes Dutzend Bikefreunde, welche sich wöchentlich zum gegenseitigen Waden massieren treffen. Gut, meistens muss das jeder für sich selber erledigen, aber vorher gehen wir zusammen aufs Bike. Da sich unsere Marathonisten jeweils unter dem Jahr an diversen Rennen messen und u.a. auch den Hero fahren (Marathon in den Dolomiten), nannten wir uns irgendwann eben „Die Bikehelden“.
Nun, wir sind eine recht heterogene Truppe, d.h. es gibt solche die lieber runter fahren, solche die lieber hoch pedalieren oder solche die beides ausleben, aber eines haben wir gemeinsam, wir lieben das gesellige „Nach-dem-Biken“. Im Spätherbst treffen wir uns jeweils und planen die neue Saison, mit Rennen, Weekends und einem grösseren Bikeausflug.
Für dieses Jahr zog es uns in den Süden, kein Wunder wenn ich mir das derzeitige CH-Wetter so betrachte. Deshalb wurde das Angebot von mtbeer geprüft und für gut befunden.
Im Laufe des Samstags trafen alle Biker und Bikerinnen im Tenuta Il Cicalino bei Massa Marittima ein. Eine wunderschön gelegene und gepflegte Agriturismo mit sage und schreibe 26’000 Olivenbäumen, mehreren Gästehäusern, diversen Pools, einem kleinen Bikeübungsgelände, Restaurant und vielem mehr. Ja sogar die lokale Freeridestrecke liegt fast in der gesamten Länge auf dem Grundstück der Tenuta Cicalino. Size matters!
Am Samstagabend fanden sich alle Gäste der Ferienwoche bei Salvo’s Restaurant zuerst zum Apéro und anschliessend zum Essen ein. Die abendliche Menubekanntgabe von Salvo gehören zu den gewichtigen und eindrücklichen Erlebnissen der Woche.
Jeweils am Morgen nach dem Frühstück wird die Tagestour bekannt gegeben und die Teilnehmer reihen sich, je nach Gemütslage und Kondition, in der jeweiligen Gruppe ein.
Wie an einem Formel 1 Rennen, werden die Bikes direkt vor dem Start durch die Guides noch gewartet... stimmt der Reifendruck, braucht es noch 2,5 Tropfen Öl auf der Kettenaussenseite, vielleicht sollte der Carbonrahmen doch noch einmal mit dem Reinigungs-Deo-Pflegespray abgerieben werden...
Am meisten gefällt mir am ersten Morgen die Zapfstation für das Getränk für
unterwegs. Leider erwiesen sich meine Hoffnungen betreffend des Inhaltes als falsch.
Auf los geht’s los. Die Ferarrigruppe gibt Gas und ist weg, andere Gruppen nehmen es etwas gemütlicher. Die Touren starten jeweils pünktlich um 9:30Uhr und um ca. 13:30Uhr sind wir wieder im Cicalino. Ausser man ist mit Guide Polo unterwegs, dann kann es schon auch mal länger dauern...
Unterwegs trifft man sich meist zu einem kurzen Espresso und einem Panini in einer örtlichen Bar.
Um die Batterien wieder zu laden, werden nach der Tour Pasta und Salat serviert. Da bleibt auch Zeit um von den hervorragenden Trails zu schwärmen, über die Dornen in Armen und Reifen zu schimpfen und von den Landschaften und Blumenwiesen zu fabulieren.
Don Polo’s (el mexicano) ironischer Humor ist im Humorindex unserer Bikegruppe bald ganz zuoberst anzutreffen. So erstaunt es nicht, dass wir am Dienstagabend mit Polos Gitarrenklängen und südamerikanischem Gesang im Salvo überzogen und mit der mit dem Duft des gebrannten Weintresters (auch Grappa genannt) geschwängerter Nachtluft, so richtig in Fahrt kamen.
Don Polo in voller Action
Erst deutlich nach Mitternacht schafften wir es ins Bett. Leider brauchten wir am anderen Morgen dann doch eine etwas längere Anlaufzeit als üblich.
Zum Glück war am Mittwoch theoretischer Ruhetag...
Meine vier Kumpels schwangen sich an diesem freien Tag dann doch aufs Rennrad, oder besser aufs Gravelbike (Noch nie gehört? Google gibt Auskunft!) und wurden erst nach einer 120km Ausfahrt wieder gesichtet.
Einmal in Fahrt gekommen ging es auch Polo wieder besser. Er wurde an diesem Tag auf der Freeridestrecke vom Monte Arsenti gesichtet wo er die Enduristen sicher ins Tal führte.
Als eines der Highlights der Woche kann sicher der Ausflug nach Elba erwähnt werden. Die Fahrt mit der Fähre übers Meer von Piombino nach Portoferraio, die Tatsache, dass wir trotz zweier Guides bereits nach 5km Fahrt einen Biker vermissten, die tollen und immer aufs neue überraschenden Aussichten auf Buchten, Meer und Strände und nicht zuletzt die flowigen Trails im Steineichenwald oder durch die karge Trockenvegetation.
All das und das wohl verdiente Bier am Hafen vor dem vertäuten Viermaster werden in unvergesslicher Erinnerung bleiben.
Nun denn zu Dänus Bike... oder Incubo Nr.1
Am ersten Tag, gleich nach dem genialen Brutalotrail (wieso der so heisst wissen wohl nur die italienischen Götter) lag da unglücklicherweise so eine grosse, verlockende Pfütze, direkt neben unserem Guide Dänu. Mein Versuch, beim Stoppen gleichzeitig auf dem Vorderrad umzusetzten misslang nicht völlig, aber ich unterschätzte den Schwung des Hinterrades beim Eintauchen in der Wasserlache und die daraus resultierenen Fliehkräfte einer dreckigen, toskanischen Schlammpfütze. Dänu und sein Bike sahen danach doch leicht mitgenommen aus der Wäsche und Dänus Blick sprach Bände. Ehrensache, dass ich deshalb nach der Tour zuerst die original Farbe des BiXS Bike wieder herstellen musste.
Incubo Nr. 2
Am letzten Abend, nachdem die meisten der TeilnehmerInnen sich im Bett schon auf die lange Heimreise vorbereiteten, tranken wir mit den Guides noch eine Runde Grappa. Die lange Erfahrung Fränes, dem ältesten der Guides, macht sich nicht nur im Trail bemerkbar. Auf sein Anraten hin bestellten wir einen Grappa Riserva. Was für ein Genuss...
So kam es, dass sich die Zungen langsam lösten.
Es wurde gewitzelt und gestichelt und plötzlich outeten sich die Guides. Wer bei der Bergfahrt immer 20 Meter vor den Guides fährt oder von hinten pusht ist ein Incubo oder eben der Alptraum eines jeden Guides. Somit erhielt unser Freund Hansjörg zum Abschluss den ehrenvollen Titel „Alptraum der Guides“.