Bike & Trailrunning

Umberto il cinghialeDer etwas andere Wochenrückblick

Umberto blinzelte verschlafen mit den Augenlidern. Gerade eben hatte er noch gemütlich im weichen Gras im Tal des "schlafenden Jägers" (wobei doch eigentlich jeder wissen müsste, dass dieses korrekterweise Tal der "schlafenden Wildsau" heissen müsste!) gelegen und von einem grossen schwarzen Trüffel geträumt, welchen er im Waldboden erschnüffelt hatte und nun genüsslich verspeisen wollte, als ihn dieses unmögliche Geräusch des Mähers geweckt hatte. Umberto blinzelte noch einmal verschlafen.
Eigentlich wusste er nur zu genau, was dies zu bedeuten hatte... aber zur Sicherheit lugte er doch aus seinem Versteck und entdeckte tatsächlich einen von Erikas und Housis fleissigen Helfern, welcher dem Gras auf dem schmalen Trail zu Leibe rückte. Nun war es also tatsächlich wieder so weit, die Trailsaision hatte wieder begonnen und Umberto würde sich in den nächsten Wochen und Monaten die Trails mit den Bikern teilen müssen. Aber irgendetwas schien dieses Mal anders zu sein... waren nicht eben lautlos zwei Schatten vorbeigehuscht?

Umberto machte sich auf den Weg und trottete zu seinem Lieblingsschlammloch, um sich noch einmal ausgiebig darin zu wälzen, bevor dieses von den Bikern in Beschlag genommen würde... auch wenn diese wohl mehr oder weniger unfreiwillig ein Bad darin nahmen, wenn dies mit dem Überqueren des Ponte Daniela nicht wirklich klappte.

Selbstverständlich hatte Umberto seine Geheimtrails und so früh im Frühling würde kein Wildschwein und garantiert kein Biker ein Bad im Meer nehmen. Also entschied sich Umberto am nächsten sonnigen Morgen, einen Ausflug zur Cala Violina zu unternehmen. Er trottetet gerade gemütlich hügelaufwärts durch den schattigen Pinienwald, als er aus dem Augenwinkel wieder diese beiden Gestalten erblickte, welche ohne Bike sondern zu Fuss unterwegs waren. Umberto konnte sich gerade noch ins Unterholz retten und beobachten, wie die beiden Gestalten leichtfüssig den Hügel hinauftrotteten... nein... trotten konnte man in diesem Fall eigentlich nicht sagen... das war schon eher schweben.

Trotz der Anstrengung und der Sonne fröstelte Umberto als er endlich an seinem Lieblingsstrand ankam. Und was musste er da sehen? Während jedes vernünftige toskanische Wildschwein noch im Winterpelz unterwegs war (schliesslich konnten die toskanischen Frühlingsnächte noch sehr kalt sein!), sassen Erikas und Housis Bikegäste (....hmmmm... aber irgendwie waren da doch zwei Bikes zu wenig parkiert...) in T-shirt und Shorts am Strand und zwei dieser jungen Wilden kühlten sich doch tatsächlich gerade im Meer ab! Diesen Schock musste Umberto erst Mal verdauen!

Nachdem Umberto nicht mal an seinem Lieblingsstrand seine Ruhe hatte geniessen können, entschied er sich für seine ultimative Geheimecke: die verlassene Bergmine bei Niccioleta. Dort gab es "ewig" lange Trails, die er im Laufe der Jahre zu Trampelpfaden ausgetreten hatte. Und neben den Trails war auch der eine oder andere Leckerbissen zu finden. Umberto genoss gerade die Aussicht aufs Umland, als schon wieder diese beiden ungewöhnlichen Gestalten ohne Bike auftauchten und er ins Unterholz flüchten musste. Nun wollte er sich aber wirklich schlau machen, welche ungewöhnlichen Gäste bei Erika und Housi aufgetaucht waren. Gelegenheit dazu bot sich im Bike-Lehrpark Cicalino.
Während die Biker wie üblich ihre Gleichgewichtsübungen auf schmalen Balken und über steilen Steinstufen absolvierten, waren nun plötzlich weitere Gäste zu Fuss unterwegs... und waren zum Teil mit spitzen Geräten ausgerüstet. Umberto war skeptisch wozu diese spitzen Stöcke dienen sollten... vor allem weil es bei den einen eher nach Ruderbewegungen aussah, deren Sinn und Zweck er sich nicht wirklich erklären konnte. Und er sich lieber nicht vorstellen wollte, dass diese zur Wildschweinjagd dienten und er als cinghiale auf dem Feuer enden würde! Wobei die Stöcke bei einigen durchaus Sinn zu machen schienen, und diese noch viel leichtfüssiger durch die toskanische Hügellandschaft rannten.

Das erschien Umberto nun doch sehr interessant und so brach er am nächsten Morgen in der Frühe in Richtung seines Lieblingsaussichtspunktes auf. Trottete via seine Lieblingsschlammlöcher zum "Sametwegli", wo noch am Vortag einer von Erikas und Housis fleissigen Helfern alle dürren Eichenblätter vom letzten Herbst zur Seite gerecht hatte, so dass er nun doch noch die eine oder andere mehr oder weniger saftige Eichel als Zwischenverpflegung fand. Wie er befürchtet hatte, musste er sich beeilen, um vor diesen beiden Läufern bei seinem Aussichtspunkt zu sein und kam dabei ziemlich ins Schnaufen und Schwitzen.
Und dann mussten ihm natürlich auch diese Biker noch den Trail versperren... wohl wie immer einer dieser technischen Zwischenfälle.... Platten oder soo... wäääähhh.... und wo war er nun mit der rechten Vorderklaue reingetappt? Eine weisse, klebrige Masse klebte wie Kaugummi an seiner Klaue. Das musste wohl das neuste Hightech-Material zum Flicken dieser Hightech-Bikes ohne Schläuche sein! Nun ja, Umberto war von dieser neumodischen Technik nicht wirklich überzeugt. Vor allem weil diese Läufer ohne Bikes und ohne dieses Kleberzeugs viel schneller voranzukommen schienen, immerhin kamen ihm diese bei seinem letzten Aufstieg zu seinem Lieblingsaussichtspunkt schon wieder auf dem Weg nach unten entgegen.

Schliesslich hatte es auch Umberto geschafft und genoss den Blick über die Eichenwälder, die Olivenhaine und die Rebberge. Nachdem er sich in den Wintermonaten an die Ruhe und Stille gewöhnt hatte, würde er die Trails in der nächsten Zeit wohl wieder mit Erikas und Housis Gästen teilen müssen. Aber schliesslich gab es hier mehr als genug Platz für alle auch wenn es nun plötzlich noch andere Gäste dabei hatte, die nicht auf zwei Rädern, sondern auf zwei Beinen unterwegs waren.

Samstag, 02. April 2016

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